Berlin
Deutschland
Alter St.-Matthäus-Kirchhof, Großgörschenstraße 12, Feld F südwest 'Denk mal positHIV' Grabmal seit 4 August 2003
30 Namen
„Diese Grabstätte ist ein Denkmal für alle, die an den Folgen von AIDS gestorben sind – ein Ort der Besinnung und Begegnung.“ So steht es auf der denkmalgeschützten Grabstätte auf dem Alten St. Matthäus-Friedhof, für die der Verein „Denk mal positHIV e.V.“ im Jahr 2000 eine Patenschaft übernommen hat.
Das monumentale Wandgrabmal entstand um 1875 als Erbbegräbnis der Familie Streichenberg und zeichnet sich durch das kunsthistorisch wertvolle Marmorbogenfeld des Bildhauers Rudolf Pohle aus. Es zeigt einen jugendlichen Genius als Mittler zwischen Himmel und Erde; die Symbolsprache verweist auf Tod, Trauer, Glaube, Hoffnung und Vollendung. Durch Lottomittel und Spenden konnte das Denkmal umfassend restauriert werden. Mitglieder des Vereins sorgen ehrenamtlich für die Bepflanzung und die Grabpflege.
Bei vielen Menschen tauchte die Frage auf: „Wie und wo werde ich einmal beerdigt und wer versorgt einmal mein Grab?“ Viele haben sich anonym bestatten lassen, weil sie niemand hatten, der die Grabpflege übernimmt oder weil sie dies niemand zumuten wollten.
Dieser Anonymität wollten wir entgegenwirken. Die Namen all derer, die auf der Grabstelle beerdigt werden, werden auf den Marmortafeln eingetragen. So ist es nun gelungen, dem Gedenken an Menschen, die mit HIV gelebt haben und an den Folgen von AIDS gestorben sind, einen Ort zu widmen, der für Menschen unterschiedlicher Religiosität offen ist. Dieser Ort ist kein anonymes Denkmal, sondern eine Grabstätte, die den an AIDS Gestorbenen ihren Namen lässt.
Zum Welt-Aids-Tag werden die Namen derer, die im zurückliegenden Jahr auf der Grabstelle beerdigt wurden, auf den Marmortafeln eingetragen. Es findet eine Gedenkveranstaltung statt, bei der es die Möglichkeit gibt, im persönlichen Gedenken eine Kerze zu entzünden.
Menschen mit sehr unterschiedlichen Lebensgeschichten und ganz verschiedenen Umgehensweisen mit AIDS sind an diesem Ort begraben. Im Gedenken an diese einzelnen Menschen erinnern wir uns der vielen Männer und Frauen, die an AIDS gestorben sind und noch über den Tod hinaus von der Tabuisierung der Krankheit betroffen sind.
Die erste Beisetzung fand im August 2003 statt, und bis Dezember 2011 sind 30 Menschen dort bestattet.

Denk mal positHIV e.V.