Zurich
Switzerland
Fraumünster, Stadthaus-Quai Names and Stones - Epitaph III since 26 November 1995
unknown
Tod von André Ratti   ...am 25. Oktober 1986
Der Sonn­tags­Blick vom 26. Ok­to­ber brach­te die Mel­dung vom Tod André Rat­tis mit einem Kom­men­tar, den Mar­kus Schär ver­fasst hatte:
"Der be­kann­tes­te Aids-Kran­ke der Schweiz ist tot: Der ehe­ma­li­ge TV-Mo­dera­tor André Ratti (51) starb ges­tern Mit­tag im Bas­ler Kan­tons­spi­tal. (…) 'Ich habe plötz­lich ge­wusst: Du hast diese Scheiss­krank­heit, und da stirbst du mal dran', sagte er noch vor einem Monat in einem In­ter­view mit der Schwei­zer Il­lus­trier­ten. 'Da hab' ich mir ge­sagt, das ein­zi­ge, was du ma­chen kannst, André - stell' dich der Öf­fent­lich­keit. Mach' mal etwas ganz Ver­rück­tes. Sag', wer du bist. In einem Land, das so ver­lo­gen ist wie die Schweiz…'.
Er setz­te sich als Prä­si­dent der Aids-Hil­fe Schweiz (AHS) für die Be­trof­fe­nen ein und kämpf­te gegen seine ei­ge­ne Krank­heit. Zwei Lun­gen­ent­zün­dun­gen über­stand er, bis er Ende Juni die­ses Jah­res end­gül­tig ins Spi­tal ein­ge­lie­fert wer­den muss­te. Nach Her­pes-An­fäl­len und Er­blin­dung führ­te nun eine er­neu­te Lun­gen­ent­zün­dung zum Tod. André Ratti starb am Sams­tag­mit­tag in An­we­sen­heit sei­ner Freun­de.
'Das we­sent­li­che Leben geht doch wei­ter, klar', hatte er im In­ter­view ge­sagt. Und in die­sem Ver­trau­en ent­schlief Ratti auch. 'Ster­ben - das ist wie von einem Raum in den an­de­ren gehen.' "
An der Ab­dan­kung vom 31. Ok­to­ber in der St. Al­ban-Kir­che, Basel, sprach Beat Mey­en­berg, Vi­ze­prä­si­dent in Funk­ti­on eines Prä­si­den­ten der AHS: "Liebe Freun­de von André, ge­stat­ten Sie mir einen Ver­gleich, der für mich ein Stim­mungs­bild wie­der­gibt: André Ratti, für uns wirst Du als Pe­trus der Aids-Hil­fe in Er­in­ne­rung blei­ben. Wir neh­men heute von Dir Ab­schied, in Dank­bar­keit und im Wis­sen, dass Du uns einen Fel­sen hin­ter­lässt. Auf die­sem stei­ni­gen, aber fes­ten Boden wol­len wir Dein Werk fort­set­zen. Deine Prä­gung bleibt der Aids-Hil­fe er­hal­ten. Mö­gest Du, André, in Frie­den wei­ter­le­ben."
Zum 10. Jah­res­tag der Grün­dung der AHS konn­ten vor dem Chor des Zür­cher Frau­müns­ters, di­rekt unter den be­rühm­ten Fens­tern von Marc Cha­gall die ers­ten der dort ein­ge­setz­ten Stei­ne be­schrif­tet wer­den. Sie heis­sen "Mé­moi­re no­ma­de, Namen und Stei­ne, Zü­rich 1995" und tra­gen die Namen von Aids-Op­fern. Auf einem davon steht ein­ge­meis­selt: ANDRÉ RATTI. Foto © Es geht um Liebe

26 November 1995
unbekannt, Zürich